Sonntag, 22. Mai 2016

Bangkok - Metropole der Gegensätze

Molloch und liebenswerte Hauptstadt zugleich


Unsere Anreise vom Norden des Landes mit dem Nachtzug war erstaunlich bequem. Zur Schlafenszeit wurden die Sitze von der diensthabenden Zugbegleiterin kurzerhand zum Bett umgeklappt. Glücklicherweise hatten wir auf den Rat unseres Reiseführers hin jeweils ein „Bett“ unten gebucht, denn im oberen herrscht dank „Full-Power-Air-Condition“ echte Gefrierschrank-Kälte. Kommen somit relativ ausgeruht in der Hauptstadt Thailands an. 

Unser gebuchtes Hotel liegt nicht ganz im Zentrum, dafür aber schön ruhig, mit super Ausblick von der Dachterrasse, umfangreichem Frühstück und immer lächelndem Service. Dank eines genialen U-Bahn- und Hochbahn-Systems sind Fahrten quer durch Bangkok aber total easy und billig zugleich. Auch mit den superschnellen Expressbooten, die auf dem zugegebenermaßen recht stinkigem Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, verkehren, können wir ruckzuck alle wichtigen sehenswerten Ecken erreichen. 
























So verschaffen wir uns bei einigen Stadterkundungen einen Überblick über die Riesen-Metropole, in der mehr als 8 Millionen Einwohner leben. Im Großraum Bangkok sogar über 12 Millionen. Jeder 8. Thai lebt hier.

Sind anfangs schon recht erschlagen, von den gewaltigen Dimensionen und der Lebendigkeit dieser Stadt – überall quirliges Händlerleben. 

In kaum einer anderen Stadt treten die Gegensätze, die sich im Spannungsfeld zwischen einer traditionellen asiatischen und modernen westlichen Gesellschaft aufbauen, deutlicher hervor. Dicht beieinander liegen Armut und Reichtum, Hektik und Ruhe, Glanz und Elend. In den Straßen pulsiert das Leben: Mitten im Verkehrsgewimmel wird gekauft und verkauft, Bürgersteige werden zu Märkten, Menschenmassen strömen zu den Bussen und in die Geschäfte, während in den schmalen Gassen nebenan Kinder spielen. Die Hauptstadt Thailands scheint endlos. Es gibt zahlreiche weit auseinander liegende Zentren, die im Berufsverkehr nur mit langen Fahrten zu erreichen sind. Dazwischen wälzt sich ein schier unglaublicher Verkehr, ein Strom von Taxis, qualmenden Bussen, knatternden Tuk Tuks und Motorrädern durch die Stadt und verleiht der Luft ihr typisches „Aroma“. Hinzu noch eine Mischung aus unzähligen Garküchen gepaart mit dieser feuchtwarmen Hitze, kann Bangkok schon eine ziemliche Herausforderung für uns Europäer sein. Auf den Gehwegen ist man auch nicht wirklich sicher, denn Mopeds kommen einem hier entgegen, so daß alles ziemlich bissy wirkt und anstrengend werden kann. 






Aber wir haben auch schöne, ruhige Flecken entdeckt, so u.a. den Lumphini Park, der eine der grössten Grünflächen Bangkoks und viel Schatten bietet. Gehen die ersten Tage zunächst auf Sightseeing-Tour: besuchen das ein oder andere bedeutende Wat (buddhistische Tempelanlage oder Kloster, von denen Bangkok über 400! hat), den Wochenend-Markt „Suan Chatuchak“ mit über unglaublichen 15.000! Ständen auf einem 18 ha großen Gelände, das Museum of Siam und auch das berühmt berüchtigte Vergnügungsviertel in der „Soi Patpong“, in dem u.a. auch ein deutsches Restaurant ansässig ist. Steuern also nicht die Go-Go-Bars und diversen Nachtclubs der Amüsiermeile, sondern das „G’s Bangkok“ an J: Oh, einfach wunderbar! ... Nach langer Zeit Reis, Reis, Reisnudeln, Chicken und Co. -und fast immer allles zum Mitnehmen in Plastiktüten! abgepackt- steht speziell mir der Sinn nach Bratwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut! Wenn auch nicht ganz billig, lassen wir es uns dort trotzdem sehr schmecken. Dazu ein Erdinger Hefeweizen – ich bin für eine Stunde der glücklichste Mensch in Südostasien J.





















Der Besuch des Königspalastes war uns irgendwie nicht vergönnt: nehmen hier zweimal Anlauf: Beim ersten Versuch einer Besichtigung war es leider schon zu spät. 15 Uhr war kein Einlass mehr möglich. Beim zweiten Versuch war ich zwar korrekt gekleidet (lange Hosen und Schultern bedeckt), jedoch wurde mir der Zugang nicht gewährt, weil meine Trekking-Sandalen hinten nicht geschlossen waren. Nun gut.....verschieben wir den Besuch des Palastes. Sind ja voraussichtlich nochmal hier... Sightseeing kann ganz schön anstrengend sein...:)

Nach anderthalb Wochen deutet sich auch an, daß das Schiff mit unserem Vehicle an Bord in den nächsten Tagen Bangkok erreichen wird. Es ist an der Zeit, gemeinsam mit Nithipat, unserem Agenten hier, alle Formalitäten für die Abholung aus dem Hafen vorzubereiten. Senden Papiere hin und her, treffen uns im Vorfeld mehrmals mit ihm, wickeln Formales und Bezahlung ab.




Dann ist es soweit. Unser Auto, oder besser, Container, ist da. Am Tag der Abholung sind wir nur stiller Begleiter. Nithipat managt das Ganze, tut sein Bestes (wurde ja schließlich dafür bezahlt) J. Wir sehen jetzt ein, daß wir ihn brauchen, denn im gigantischen Hafen ist wirklich gar nichts auf englisch ausgeschildert, und niemand, aber wirklich niemand hier scheint die englische Sprache zu beherrschen. Nach einigen Stunden des Wartens dürfen wir den Container öffnen und unser Auto „befreien“. 























Eine weitere Stunde später erfolgte noch eine kurze, nur äußerliche Inspektion vom Zollbeamten und so sind wir, mit ein paar guten Tipps von Nithipat für die Weiterreise versorgt, wieder mobil und unabhängig. 

Vielen Dank! - K̄hx k̄hxbkhuṇ!, Nithipat.(nithipat@fairandeasy.co.th)


Füllen noch unsere Essensvorräte auf und „stürzen“ uns 2 Tage später in den chaotischen Linksverkehr von Bangkok bzw. Thailand, um die Stadt Richtung Norden zu verlassen. Verabschieden uns zunächst von der nie schlafenden City, auch von Gunnar’s neuem Freund, dem hauseigenen Papagei und sind wieder „on the road“.
























Sightseeing in Bangkok














































Sonntag, 6. März 2016

Здравствуйте, Russland - ein 3. Mal / Kurztripp nach Laos

Zunächst einmal.....Ja, wir leben noch und es geht uns gut! 

Die letzten 2 Monate war ein Fortführen des Blogs nur teilweise möglich bzw. fehlte mir einfach Muße, Schreibelust und Zeit (Hahaha - ich weiß, aber diejenigen, die schon mal länger individuell unterwegs waren, wissen, was ich meine...) und manchmal auch  ein brauchbarer Internet-Zugang.... und so ist Einiges passiert und die Zeit einfach davongerannt. 
Und schließlich gibt's auch noch jede Menge zu entdecken, wofür wir ja eigentlich reisen....:), zu verarbeiten, zu planen, zu organisieren, zu recherchieren etc... - deshalb hier nun der "Hinterher-Reisereport".


Fortsetzung der Reise über den See- und Luftweg ...
nach Thailand bzw. Laos

Wladiwostok, 
мы вернулись!

Zurück in Wladiwostok haben wir noch versucht, beim chinesischen Konsulat eine eigenständige Einreise nach China abzuklären. Aber die haben uns dann für nähere Informationen an die chinesische Botschaft in Chabarowsk, 700 km zurück, verwiesen. Ok. Das fällt aus... nochmal über Land die anstrengende Strecke nach Chabarowsk - No Way! 
Damit war für uns jetzt endgültig klar: Nach China geht`s für uns erstmal nicht, jedenfalls nicht mit Auto...

Einen weiteren Tag Überlegung brauchte es dann, um alle möglichen Optionen einer sinnvollen Weiterreise durchzuspielen, bevor wir uns für die einfachste Variante des Weiterreisens entschieden: Wir verschiffen nach Thailand und reisen von dort aus zunächst nordwärts weiter.

Ok. Der Entschluss war gefasst. Eine kompetente Agentur für das Prozedere (Bedingungen Zoll, Container, Schiff usw.) war dann auch schnell gefunden: Nach Recherche haben wir uns wie so viele andere Mobilisten für "links-Ltd." (www.links-ltd.com), die Agentur von Yuri Melnikov und Svetlana Sen, entschieden. Unglaublich zügig und unkompliziert die Abwicklung aller Modalitäten, einschließlich "Verpackung" unseres Mobils in einen Container dauerte das Ganze nur 2 Tage. Mussten in Vorbereitung zwar noch eine Mega-Autowäsche durchführen lassen, die letztendlich völlig für die Katz ist, sobald das Auto in Bangkok den Container verlässt - aber Bangkok macht hier die Regeln. Russland hingegen würde das sonst ganz entspannt sehen. Die Autowäsche wurde dann noch zu einer kuriosen Aktion, als der "Abschlepper", der uns "Huckepack" zur Waschanlage gefahren hatte, seinen Geist aufgab und das Auto "umgeparkt" werden musste - eine echt "typisch" russische Herausforderung.








Glücklicherweise befand sich vor unserer gemieteten Ferienwohnung ein kleiner Park, in dem Gunnar für das Verschiffen noch schnell unsere 2 Gasflaschen geleert hat - in einer Nacht- und Nebelaktion bei strömendem Regen :). 
Obwohl gefordert, hat das später in Thailand bei Zollabwicklung des Autos im Hafen niemanden interessiert, genauso wenig wie der gesamte Inhalt, also Lebensmittel dabei oder nicht, die wir natürlich auch vorsorglich alle "ausgeladen" hatten. 

So mussten wir uns ein weiteres Mal von unserem Home verabschieden, für ganze 3 Wochen! - so lange schippert der Dampfer von Wladiwostok nach Bangkok!...
Also nochmal Sachen für Rucksack zusammengesucht, und unser Vehicle schweren Herzens aufs Meer geschickt. Schluchz, schluchz...












Wir selbst haben einige Tage später einen Flieger nach Laos genommen (über Japan und Vietnam, weil billiger :). Hier zunächst in die Hauptstadt, Vientiane. War für uns notwendig, da wir bei Einreise mit dem Auto für Thailand das TR-Visum mit mehrmaliger Einreise benötigen und uns dieses in Vientiane besorgen wollten. Gleichzeitig bot sich für uns so eine gute Gelegenheit, sich an das tropische Klima zu gewöhnen und ein erstes Feeling für die südostasiatische Lebensart zu bekommen. 



Die entspannteste Hauptstadt Südostasiens
-Vientiane- (Laos)

Schon bei Ankommen auf dem Flughafen betritt man eine völlig andere Welt. Obwohl es der zentrale Flughafen der Hauptstadt und gleichzeitig auch der größte Flughafen des Landes ist, wirkt er eher wie ein Flughafen auf ländlichem Gebiet. Dennoch alles da: Geldautomaten, Restaurants, Infostand, Shops. Also gleich mal Geld geholt: Unfassbare 1.000.000,-.....:) - nicht Euro, sondern Laotische Kip. Währung also ca. 1:8900,-. Das heißt, die nächsten Tage immer fleißig Überschlagsrechnung machen.

Bei Verlassen des Flughafens "erschlägt" uns auch gleich die extrem schwüle Hitze und es fängt heftig an zu regnen. Bekommen somit gleich einen Eindruck von der Regenzeit, die hier allmählich zu Ende geht und kämpfen auch die nächsten Tage mit einer Luftfeuchtigkeit, die zwischen 80 und 90 % liegt. Puuhh.... - Wir schwitzen, auch schon ohne Rucksack und Bewegung, und jeder Schritt fällt schwer...

„Brodelnd“ fällt mir nicht gerade als erstes Wort für eine Beschreibung von Vientiane ein. Gut 460.000 Menschen leben hier. Zweistöckige Ladenhäuser reihen sich an 60er–Jahre-Bauten, und nur vereinzelt erinnern französische Villen daran, dass bis vor wenigen Jahrzehnten noch eine andere Nation im Land der 1 Million Elefanten das Sagen hatte. Aber auch hier scheinen die Tage der Ruhe gezählt: Neue Strassen, Verwaltungsgebäude und Bürohäuser verpassen dieser Stadt langsam ein modernes Gesicht. Einige Shopping-Malls sind entstanden und im Berufsverkehr gibt es inzwischen kaum noch ein Durchkommen. Unzählige Motor-Bikes und Tuk Tuk’s bestimmen das Stadtbild. Trotzdem verläuft alles sehr gemächlich. Die Menschen lächeln permanent, sind stets freundlich und auskunftsfreudig, kennen so gar keine Eile und wirken total relaxt. Hektik ist hier ein Fremdwort.








In der Grossstadt mit Dorfcharakter nutzen wir die nächsten Tage zum Aklimatisieren, Visum beantragen, ein wenig Sightseeing und Schlendern am Mekong-Ufer. Geniessen tagtäglich die köstlichen frischen Fruchtshakes: Mal Papaya, Limette, Ananas oder Mango. Mit viel Eis verquirlt – sehr erfrischend und unglaublich lecker! Und probieren schonmal typisch laotische Kost.

 

 


Mehr ist bei schweißtreibenden 33°C nicht drin. Besichtigen u.a. das älteste erhaltene Kloster der Stadt, -Vat Sisaket-, das Nationalmuseum und den etwas schrägen Bhudda-Park, ein Skulpturengarten, etwa 24 km östlich der Stadt.

An diesen soooo anstrengenden Tagen lasse ich mich das erste Mal auf eine laotische Massage ein.....Entspannung muss sein J, - und zahle für 1 Stunde Kneten, Verbiegen und Stretchen umgerechnet knapp 6,- Euro!....
Bin so begeistert, dass ich diese Chance gleich 2x wahrnehme und auch langsam den "Relaxt-Modus" spüre.
Oooh, Thailand – ich kann es kaum erwarten und freue mich schon darauf, was mich in Thailand hierzu erwartet!

Absolut sehenswert und bewegend war für uns auch noch der Besuch des Hilfszentrums für die Opfer von UXO (Unexploded Ordnance / nicht explodierte Bomben) -  Auch mehr als 40 Jahre nach dem Krieg fordern diese Blindgänger noch immer viele Opfer in Laos. Oft sind es spielende Kinder, die auf das tödliche Erbe stossen, aber auch viele Bauern und Metallsammler sind unter den Betroffenen. Wer überlebt, verliert nicht selten Arme oder Beine. Die Organisation COPE (Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise) versucht hier zu helfen. Sie unterstützt das staatliche National Rehabilitation Centre, den einzigen Anbieter massgefertigter Prothesen und Gehhilfen. COPE organisiert ausserdem Finanzhilfen, koordiniert Schulungen und betreibt Öffentlichkeitsarbeit – alles unter dem Leitsatz: „Hightech for low cost“.  Aber ganz ohne Geld geht es auch hier nicht und sie ist deshalb auf umfangreiche Spenden angewiesen.



Zum Hintergrund: 1963 wurde Laos in den Strudel des Zweiten Indochinakrieges gezogen und musste 9 Jahre lang ueber 580. 000 Bombenangriffe über sich ergehen lassen -  ein Bombenangriff alle 8 Minuten! Und etliche davon „schlummern“ heute noch in grossen Teilen des Landes, so dass wir uns  bei  evtl. geplanten Wanderungen nur auf markierte Wege beschränken werden und für uns feststeht, dass wir auf keinen Fall „Offroad“ fahren werden (wenn wir mit dem Auto zurück sind).  

Das informative, sehenswerte Besucherzentrum hat uns einerseits sehr schockiert, andererseits auch sehr beeindruckt. Es dokumentiert eindringlich die Situation der Betroffenen und die Hilfsmassnahmen. Großartige Arbeit, die die Organisation vor Ort leistet. 
Wir hoffen sehr, sie findet  weiterhin umfangreiche ausländische Unterstützer aus aller Welt, um das Land schnellstmöglich von allen Minen zu befreien. Wer mehr hierzu erfahren möchte, dem sei die Website wärmstens empfohlen: www.copelaos.org

 
 

Nach 10 Tagen Aklimatisierung J und mit dem thailändischen Visum in der Tasche machen wir uns per Tuk Tuk auf den Weg zum Bahnhof, der 15 km ausserhalb der Stadt im Nichts liegt, um den Nachtzug von hier über die Freundschaftsbrücke nach Nong Khai in Thailand zu nehmen. 
























Ausreisestempel direkt am Bahnhof erhalten und Einreisestempel bei Ankunft ebenfalls very easy am Bahnhof in Nong Khai. Einfacher geht's nicht. Thailand – wir sind da.



                                        
               
                                            Streifzug durch Vientiane